Sudetendeutsche in Würzburg

 

Liebe Landsleute,

 

rechtzeitig vor der Festveranstaltung in Würzburg, an der ich nicht teilnehmen konnte, habe ich die Festrednerin Frau Barbara Stamm angeschrieben und Sie gebeten unsere Anliegen so deutlich zu formulieren, wie sie es 2011 in Herbertshofen tat. Meine Bitte scheint vergeblich gewesen zu sein, denn die hätte ja, die neu ausgebrochene Harmonie zwischen der Seehofer und Söder-CSU und der Tschechischen National-Kommunistischen Regierung unter Babis gestört.

 

Grüß Gott, sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,

 liebe Parteifreundin Barbara Stamm,

 am 15.Juli 2018 werden Sie Festrednerin bei der Landesgruppe Bayern, der Sudetendeutschen Landsmannschaft, in Würzburg sein. Gern wäre ich dabei gewesen, um ihre Rede zu hören, und sie mit der unserer Schirmherrschaftsministerin Barbara Stamm, bei der Landesversammlung der Sudetendeutschen in Veitshöchheim zu vergleichen. Ihrer damaligen Rede, in der Sie die Benes-Dekrete thematisierten, deren Aufhebung forderten und sie als unhaltbar in Europa bezeichneten, wurde stehend applaudiert. Bernd Posselt, der damals noch die Vertreibung als Völkermord geißelte, ernannte Sie im Überschwang des Lobes, zum Urstamm des „Vierten Stammes“. Auch in Ihrer Rede zum „Vierten März-Gedenken“, am 13.März 2011 vor der Ortsgruppe Herbertshofen, in Meitingen waren Sie noch sehr deutlich mit Ihrer Forderung: „Zudem mussten sich die Staaten, zu denen die einst von Deutschen besiedelten Gebieten heute gehören, auf ihrem Weg nach Europa der Frage aussetzen, ob unrechtmäßige Vertreibungsdekrete, die heute noch gültig sind, mit dem gängigen europäischen Rechtsverständnis in Deckung zu bringen sind“. Daran hat sich bis heute nichts geändert, allerdings die Haltung der CSU und der Bayerischen Staatsregierung. Diese Dekrete, werden heute nicht mehr angesprochen, wie die Rede des Ministerpräsidenten Markus Söder, am Sudetendeutschen Tag 2018 zeigt, und der, der sie als „eigene Meinung“ angesprochen hat, der Staatssekretär Stefan Mayer, wurde dafür abgekanzelt. Wir geben Ihnen recht mit Ihrer Äußerung:  „Die weitere verhängnisvolle Entwicklung sollte zeigen, dass sich auf dem Grundsatz „Macht geht vor Recht“ kein dauerhafter Friede gründen ließ“.

Angesichts der derzeitigen Haltung der Bayerischen Staatsregierung müsste nur ein Wort ausgetauscht werden, das Wort Macht mit Wirtschaft.

Sie stellten in Ihrer Rede auch die Frage: Was können und müssen wir noch leisten, um die Wunden der Vertreibung, die noch nicht vernarbt sind, zu heilen, und um die Nachbarschaft der Völker krisenfest und dauerhaft zu gestalten“? Diese Frage, sehr geehrte Frau Stamm, haben Sie in Ihrer Rede selbst beantwortet. Räumen Sie, und die Bayerische Staatsregierung, dem Recht wieder die Priorität vor der Wirtschaft und der Macht ein, um die Nachbarschaft mit dem Tschechischen Volk, krisenfest und dauerhaft zu gestalten. Nicht nur ich, sondern die Mehrheit meiner Landsleute sind gespannt darauf, ob Sie, wie Stefan Mayer, den Mut haben, in der derzeitigen politischen Situation, die Dinge so deutlich wie damals, als der Ministerpräsident noch Edmund Stoiber hieß, anzusprechen oder wie die Kanzlerin in ihrer Rede zum Gedenktag für Flucht und Vertreibung am 20.Juni 2018.

 

Mit parteifreundlichen Grüßen, in gespannter Erwartung

 Johann Slezak

    Sudeten-Bayer


Johann Slezak

Aubing-Ost-Straße 88

81245 München

johann.slezak@sudeten-bayern.de

Tel. +49 172 8193826


 

Zur Erinnerung Ihre Rede vom 13.März 2011

 

4. März-Feier der Sudetendeutschen Ortsgruppe Herbertshofen

am 13. März 2011 im Bürgersaal Meitingen

Festrede von Barbara Stamm, MdL

Präsidentin des Bayerischen Landtags

 

Anrede

 

Für die freundliche Einladung zur „4. März-Feier“ der Sudetendeutschen Landsmannschaft hier in Meitingen danke ich Ihnen sehr herzlich.

Es ist für mich eine Ehre, bei dieser Gedenkfeier die Festrede halten zu dürfen. Deshalb habe ich die Einladung der Ortsgruppe Herbertshofen sehr gerne angenommen.

Ich möchte dadurch einmal mehr die Sympathie Bayerns und des Bayerischen Landtags mit den Anliegen der Sudetendeutschen zum Ausdruck bringen. Für mich ist mein Besuch heute in Meitingen aber auch ein Zeichen für meine enge persönliche Verbundenheit und Wertschätzung, die ich für Sie, meine Damen und Herren, empfinde.

Es war mir persönlich in meiner – mittlerweile ja auch schon recht langen – politischen Laufbahn immer ein großes Anliegen, den Kontakt zu Ihnen zu suchen und mich nach Möglichkeit für Ihre Belange einzusetzen. Deshalb freue ich mich sehr, heute mit Ihnen zusammentreffen zu können.

 

Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich anlässlich des 4. März 1919 bei den Sudetendeutschen in Schwaben bin. Aber ich komme immer wieder gerne zu Ihnen, denn die Erinnerung an diesen Tag und seine Folgen darf nicht in Vergessenheit geraten.

 

Wer das heutige Europa und vor allem die politischen Befindlichkeiten in Mittel- und Osteuropa verstehen will, der muss die Zeit nach dem Ende des Ersten Welt­kriegs studieren. Hier wurden die Fehler gemacht, die zur Keimzelle wurden für die Entstehung totalitärer Systeme in Europa. Das furchtbarste war zweifellos der deutsche Nationalsozialismus, der mit dem Holocaust und der Entfesselung des Zweiten Weltkriegs unermessliche Schuld auf sich geladen hat.

Aber bereits der Erste Weltkrieg hatte zu Millionen Toten, zu Verheerungen ganzer Landstriche und zum Ende jahrhundertealter politischer Systeme geführt. So endete die Herrschaft der Wittelsbacher in Bayern und die der Habsburger in Österreich-Ungarn. Und am Ende des Ersten Weltkriegs wurde mit den Friedensverträgen von Versailles und Saint-Germain auch der Keim für das Problem gelegt, das uns bis heute beschäftigt, nämlich die Achtung der Rechte nationaler Minder­heiten.

In seinem berühmten 14-Punkte-Programm hatte der amerikanische Präsident Wilson gegen Ende des Krieges dem Selbstbestimmungsrecht der Völker einen hohen Stellenwert eingeräumt. Über die Länder Öster­reich-Ungarns hieß es darin wörtlich:

„Den Völkern Österreich-Ungarns, deren Platz unter den Nationen wir geschützt und gesichert zu sehen wünschen, sollte die freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung zugestanden werden.“

Es sollte sich dann herausstellen, dass diese „freieste Gelegenheit zu autonomer Entwicklung“ für die Sudetendeutschen, die ja nun zweifellos auch zu den Völkern Österreich-Ungarns zu zählen waren, keine Gültigkeit haben sollte. Ein hochrangiges tschechisches Regierungsmitglied brachte dies im November 1918 auf die Formel: „Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist eine schöne Phrase, aber jetzt (….) entscheidet die Gewalt.“

Die weitere verhängnisvolle Entwicklung sollte zeigen, dass sich auf den Grundsatz „Macht geht vor Recht“ kein dauerhafter Friede gründen ließ.

Das Selbstbestimmungsrecht der sudetendeutschen Bevölkerung wurde systematisch missachtet, ihr Gebiet wurde militärisch besetzt und schließlich ohne Volks­abstimmung der Tschechoslowakei zugeschlagen. Der Begriff „Deutschböhmen“ wurde verboten, auch einen autonomen Status verweigerte die tschecho­slowakische Regierung der deutschen Bevölkerung, die immerhin ein Viertel der Gesamtbevölkerung des neuen Staates stellte.

Dass sich in der deutschen Bevölkerung schon früh Erbitterung über diese skandalöse Behandlung breit­machte, war nur zu natürlich. Dabei muss man den Sudetendeutschen zugutehalten, dass ihr Protest fried­lich vonstatten ging und dass die Forderung von über drei Millionen Deutschen nach Selbstbestimmung nur zu gerechtfertigt war.

In den Ereignissen des 4. März 1919 kommt diese Konfliktsituation symbolhaft zum Ausdruck.

Auf der einen Seite eine in vielen Orten friedlich für ihr Selbstbestimmungsrecht demonstrierende deutsche Bevölkerung – auf der anderen Seite eine tschechische Soldateska, die unter Zuhilfenahme von Schusswaffen und Bajonetten den Demonstrationen ein blutiges Ende bereitete.

Diese Ereignisse markierten endgültig das Scheitern der Bemühungen, eine neue Friedensordnung auf dem Prinzip des Selbstbestimmungsrechts der Völker zu gründen.

54 Menschen ließen an diesem Tag für dieses Ziel ihr Leben, und es ist großartig und tief bewegend, wie Sie in dieser Gedenkstunde diese Opfer würdigen.

Sie heben dadurch etwas hervor, was auch mir beim Thema Flucht und Vertreibung immer ganz besonders am Herzen liegt: Man erliegt oft der Gefahr, nur auf Grenzverläufe zu starren, völkerrechtliche Fragen zu erörtern und mit abstrakt klingenden Opferzahlen zu argumentieren. Aber in Wirklichkeit setzt sich das Problem der Verletzung des Selbstbestimmungsrechts und der Vertreibung aus der angestammten Heimat aus Millionen von Menschen und ihren Einzelschicksalen zusammen. Sie und Ihre Angehörigen haben am eigenen Leib erlebt, was es bedeutet, aus der Heimat vertrieben zu werden, sich ohne Hab und Gut in der Fremde zu behaupten und den gewaltsamen Verlust lieber Menschen zu betrauern.

Deshalb ist es gut und richtig, dass Sie heute der Opfer des 4. März 1919 gedenken – zur Erinnerung an die Vergangenheit, aber auch zur Mahnung für Gegenwart und Zukunft.

Anrede

Auch wenn wir heute eines Ereignisses gedenken, das mehr als 90 Jahre zurückliegt: Der Einsatz für das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Einsatz für das Recht auf Heimat sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben. Sie gehen uns alle an und nicht nur diejenigen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.

Auch ich bin nicht persönlich vom Vertreibungs­schicksal betroffen, aber trotzdem war ich schon früh für diese Thematik, für ihre historischen Hintergründe und vor allem für die schlimmen Einzelschicksale sensibilisiert. Ich bin in der Nachkriegszeit groß­geworden und konnte den Integrationsprozess der Heimatvertriebenen in Würzburg und Unterfranken mit wachsender Aufmerksamkeit miterleben. Mir war es immer ein Rätsel, warum ein historischer Vorgang dieses Ausmaßes lange nicht die Aufmerksamkeit im öffentlichen Bewusstsein fand, die ihm doch zweifellos gebührt hätte.

Dies ist Gott sei Dank heute anders, ja, es dürfte nicht übertrieben sein zu behaupten, dass das Thema „Flucht und Vertreibung“ derzeit die Gemüter in einer Weise bewegt, wie man sich dies noch vor wenigen Jahren kaum hätte vorstellen können. Die Heimatvertriebenen dürfen das als Bestätigung für Ihre jahrzehntelange Arbeit werten, weil sie nicht müde wurden, auf das Un­recht hinzuweisen, das allen – und ich betone dies aus­drücklich: allen – widerfährt, denen ihre Heimat gewalt­sam weggenommen wird.

Es lassen sich aber noch weiteren Gründe finden für die Aktualität des Themas und die zum Teil heftigen Reaktionen, die es immer noch auslöst.

·         Da sind zum einen die völlig neuen Heraus­forderungen und Aufgaben zu nennen, die das Ende der kommunistischen Regimes im ehemali­gen Ostblock für die Heimatvertriebenen mit sich brachten, und der sich als Folge davon rasant ausweitende Prozess der Europäisierung. Die alte Heimat lag nun nicht mehr hinter einem Eisernen Vorhang, sondern war frei zugänglich. Zudem mussten sich die Staaten, zu denen die einst von Deutschen besiedelten Gebieten heute gehören, auf ihrem Weg nach Europa der Frage aussetzen, ob unrechtmäßige Vertreibungsdekrete, die heute noch gültig sind, mit dem gängigen europäischen Rechtsverständnis in Deckung zu bringen sind.

·         Ein neuer Stellenwert kam dem Thema Flucht und Vertreibung aber auch dadurch zu, dass eine junge Generation herangewachsen ist, die nicht mehr persönlich Opfer der Vertreibungen ist. Dies hat der Wahrnehmung dieses historischen Vor­gangs neue Räume geöffnet, da nun ein unbe­fangener Umgang damit möglich ist.

·         Zudem haben die Ereignisse im ehemaligen Jugo­slawien auf dramatische Weise vor Augen geführt, dass das Thema Vertreibung auch heute leider noch aktuell ist.

·         Doch auch die Globalisierung spielt hier eine Rolle: In der globalisierten Welt von heute lernen die Menschen die Vertrautheit von Heimat, von Geborgenheit und überschaubaren Lebensräumen wieder zu schätzen. Sicherlich ist auch dies ein ganz wesentlicher Grund dafür, dass ein Thema wie der gewaltsame Heimatverlust wieder auf großes Interesse in der breiten Öffentlichkeit stößt.

Von dem Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll stammt die Einschätzung: „Man wird das 20. Jahrhundert wahrscheinlich einmal das Jahrhundert der Vertriebenen und Gefangenen nennen.“ In meinen Augen ist das ein realistisches Urteil, denn im vergan­genen Jahrhundert wurden schätzungsweise 100 Mio. Menschen vertrieben. Davon entfallen auf die Deut­schen, die aus Mittel- und Osteuropa vertrieben wur­den, etwa 14 Millionen Menschen.

Umso höher ist aus heutiger Sicht das Verdienst der Heimatvertriebenen zu bewerten, dass sie bereits fünf Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges mit ihrer „Charta“ ein Versöhnungs- und Friedensdokument vorgelegt haben. Sie ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Nachkriegsgeschichte, das in keinem Geschichtsbuch fehlen sollte. Die Heimatvertriebenen hatten seinerzeit gewaltige Herausforderungen zu bewältigen wie kaum eine Generation vor ihnen. Und wenn sie damals nicht jenen Mut, nicht jene Zuversicht, nicht jene Entschlossenheit gezeigt hätten, dann wäre aus Bayern und ganz Deutschland nicht das geworden, was es heute ist.

Doch möchte ich meine Verbundenheit mit Ihnen nicht nur aus der Geschichte heraus begründen, denn das Thema „Flucht und Vertreibung“ hat so viele Aspekte, die – und ich muss hinzufügen, leider – immer noch aktuell sind und uns auch in Zukunft beschäftigen müssen. Ich möchte diese in der Frage zusammen­fassen:

Was können und müssen wir noch leisten, um die Wunden der Vertreibung, die noch nicht vernarbt sind, zu heilen, und um die Nachbarschaft der Völker krisenfest und dauerhaft zu gestalten?

Ich möchte dazu ein paar Überlegungen anstellen:

Von dem früheren Bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel stammt der Satz: „Im Mittelpunkt aller staatlichen Tätigkeit steht der Mensch.“ Die Menschen müssen sich in gegenseitiger Achtung vor ihrer eigenen Würde und der des Anderen begegnen. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, gemeinsam die Zukunft zu gestal­ten.

Natürlich unterliegen politische Fragen durchaus Inter­essen, auch nationalen Interessen. Aber dennoch müssen ihre Lösungen vernunftgeleitet sein und sich – beispielsweise – in das zusammenwachsende Europa einfügen. Doch scheint der EU-Beitritt bei einigen Staaten, in denen die alte Heimat vieler Vertriebener liegt, hier keinen grundlegenden Umdenkungsprozess in Gang gesetzt zu haben. 

Die Beziehungen zwischen den Heimatvertriebenen und der Bevölkerung in den Staaten der ehemaligen Heimat, z.B. zwischen Sudetendeutschen und Tsche­chen, zwischen Ost- und Westpreußen und Polen oder zwischen Siebenbürger Sachsen und Rumänen, sind nicht nur durch Verletzungen ökonomischer Art geprägt, sondern auch durch Verletzungen des Rechtsempfin­dens und der Seele. Diese können nur geheilt werden, indem man der historischen Wahrheit die Ehre gibt. Allein auf der Basis eines klaren Bekenntnisses zu historischer Wahrhaftigkeit können wir etwas erreichen, was ich für besonders wichtig erachte, nämlich die Überprüfung und Korrektur von falschen Geschichts­bildern.

Bei unseren östlichen Nachbarn gibt es historisch über­lieferte einseitige Klischees über uns, wie umgekehrt auch bei uns über Tschechen oder Polen. (Ich will sie hier gar nicht nennen, wir kennen sie alle.) Diese ver­zerrten Vorstellungen wurden meist im 19. Jahrhundert geboren und von den nationalsozialistischen oder kommunistischen Machthabern übernommen und bewusst weitergegeben.

Hier sind Korrekturen erforderlich. Denn falsche Bilder und Vorurteile, die sich in den Köpfen und Herzen von Menschen festgesetzt haben, hemmen den Aussöh­nungsprozess. „Geschichtsfälscher“, so Vaclav Havel, „retten die Freiheit nicht“. Es ist ein schwieriger und steter Bildungsprozess, der zum Wandel von Einstel­lungen führt.

Wir sind auf diesem Weg bereits ein gutes Stück vorangekommen, aber noch nicht weit genug.

Auch unter diesem Gesichtspunkt sind wir den Heimat­vertriebenen zu Dank verpflichtet: Sie haben zwar schon 1950 erklärt, auf Rache verzichten zu wollen und die Hand zu einem freundschaftlichen Miteinander aller europäischen Völker ausgestreckt, aber Sie haben auch nie nachgelassen, auf die historischen Tatsachen hinzuweisen und das Unrecht, das Ihnen widerfahren ist, beim Namen zu nennen. Diese Beharrlichkeit trägt jetzt, wie die starke öffentliche Beschäftigung mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“ zeigt, Früchte.

Natürlich wissen wir, dass es noch ein langer Weg sein wird, bis alle Gräben zugeschüttet sein werden. Für diese Versöhnung müssen wir arbeiten, und alle, die für die Belange der Heimatvertriebenen ehrenamtlich tätig sind, leisten hierbei eine wichtige Arbeit, wofür ich Ihnen meine aufrichtige Anerkennung ausdrücken darf.

Dialog über Grenzen hinweg findet nicht nur auf der Ebene der Staatsmänner statt. Noch wichtiger sind die Verbindungen von Mensch zu Mensch. Viele Heimat­vertriebene kümmern sich zum Teil seit Jahrzehnten darum, dass die Menschen, die aus einer bestimmten Region stammen, sich verbunden bleiben, und seit es möglich ist schlagen sie auch Brücken zu den neuen Bewohnern Ihrer Heimatorte. Europa wächst nicht durch Verträge zusammen, sondern in den Herzen der Menschen. Das ist ein langwieriger Prozess, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die Völker Europas den Weg des Friedens, der Zusammenarbeit und da, wo es notwendig ist auch den Weg der Aussöhnung gehen werden.

Anrede

„Erst in der Fremde erfährt man, was die Heimat wert ist, und man liebt sie dann umso mehr.“ Dieses Wort des ostpreußischen Dichters Ernst Wiechert drückt eine schmerzliche und zugleich hoffnungsvolle Erfahrung aus. Aus dieser „doppelten“ Erfahrung heraus den Wert der Heimat auch künftigen Generationen zu vermitteln – auch darin besteht eine wichtige, zukunftsweisende Aufgabe der Heimatvertriebenen. Die Sudeten­deutschen besitzen dazu die innere Aufgeschlossenheit und das tatkräftige Handeln – somit bewährte Eigenschaften, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Ich wünsche allen Mitgliedern der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Herbertshofen und überall in unserem Land weiterhin viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit und Ihnen allen für die Zukunft Gottes Segen.

 

Von: Johann Slezak Sudeten (SL4) [mailto:johann.slezak@sudeten-bayern.de]
Gesendet: Dienstag, 10. Juli 2018 14:23
An: 'Barbara Stamm (wolfgang.knuepfing@barbarastamm.de)'
Cc: 'barbara.stamm@bayern.landtag.de'; Johann Slezak (johann.slezak@sudeten-bayern.de)
Betreff: Sudetendeutsche in Würzburg